Bierstadt Traunstein

Bier spielt in Traunstein seit langem eine große Rolle. 3 produzierende Brauereien (Wochinger, Schnitzelbaumer und HB) und Brauereien die längst nicht mehr existieren (z.B. Weissbräu und Kiesel) legen Zeugnis von langen Brautraditionen ab.
Schöne Biergärten (z. B. Wochinger, Festung und Hundskugel) laden zum gemütlichen Bier-Genuß unter freiem Himmel ein.
Man kann sagen: Bier ist sehr präsent in Traunstein.
Bald nach der Freigabe des Kreisverkehrs am Tunnelausgang-Süd der Nordostumfahrung wird seit einiger Zeit auch jeder Autofahrer, der an Traunstein vorbeifährt daran erinnert dass Traunstein eine “Bierstadt” ist. Im Zentrum des Kreisels wurde ein kleiner “Sudkessel” errichtet, die Schriftart auf dem Kessel erinnert sehr an eine der ansässigen Brauereien.


Bierstadt Traunstein
Kreisverkehr am Tunnelausgang Süd: Bierstadt Traunstein



Fraglich ist aber ob sich jeder Traunsteiner mit diesem Etikett seiner Heimatstadt identifizieren mag - Alkohol hat schliesslich auch seine Schattenseiten. Bekanntlich leiden in Deutschland zwischen 1,5 und 2,5 Millionen Menschen unter Alkoholsucht - die Grenzen sind fliessend. Die sozialen Kosten gehen in die Milliarden, Alkoholabhängige erkranken an Leberzirrhose, verursachen Autounfälle und müssen in psychiatrischen Einrichtungen behandelt werden. Laut der Bundesdrogenbeauftragten sterben in Deutschland jährlich etwa 70.000 Menschen an den direkten und indirekten Folgen ihres Alkoholmissbrauchs. Auch familiäre Zerwürfnisse sind in vielen Fällen auf Alkoholprobleme der Eltern zurückzuführen, mit Folgen unter denen dann besonders die Kinder zu leiden haben. Die Kosten für die Wirtschaft dürften ebenfalls in die Milliarden gehen.
Ich bin einem guten Bier durchaus nicht abgeneigt - wenn die Qualität stimmt. Wenn das Bier z.B. in Schönram oder Tschechien gebraut wurde trinke ich gerne einen guten Schluck. Wie gut Bier schmecken kann erfährt man z.B. auf einer Fahrt ins Slovakische Bratislava, dort wird auch das Tchechische “Pilsner Urquell” vom Fass ausgeschenkt, es schmeckt süffig, hat einen schönen festen Schaum und man hat am Folgetag auch keinen “Kater”.


Pilsner Urquell vom Fass in Bratislava
So muss ein Bier sein. Pilsner Urquell vom Fass in Bratislava, am Hviezdoslavovo namestie.


In Traunstein ist seit einiger Zeit zu beobachten dass die Stadtverwaltung massiv und in verharmlosender Form für Bierkonsum der heimischen Brauereien wirbt - und dies mit Steuergeldern. So wird auf der Homepage der Stadt Traunstein unverholen für die Brauerei “Hofbräuhaus Traunstein” geworben. Selbst ein Slogan wie “Bierbrauen als glückliche Synthese moderner Technik und höchster Qualität, zwischen Fortschritt und Tradition” ist der Traunsteiner Stadtverwaltung nicht zu platt.

Plakatständer der Stadtvewaltung Traunstein werben im Innenstadtbereich für Bierkonsum.

Wirtshaus Roas Werbung Stadt Traunstein
Bierwerbung der Stadtverwaltung Traunstein


 Selbst unmittelbar vor dem Eingang zum Rathaus kann man die Bierwerbung die die Stadtverwaltung Traunstein für die ansässigen Brauereien macht kaum übersehen.

Bierwerbung vor dem Rathaus Traunstein
Bierwerbung vor dem Rathaus Traunstein



Wie in vielen anderen Städten nehmen auch in Traunstein die Ausgaben für Sozialhilfe (zwölftes Buch Sozialgesetzbuch SGB XII ) kontinuierlich zu (1). Auch wenn man es im Einzelfall nicht beweisen kann, dürfte es doch Konsens sein dass Sozialausgaben und Drogenkonsum in kausalem Zusammenhang stehen.
Für den defizitären Haushalt der Stadt Traunstein wäre es gleich in zweifacher Hinsicht ein Gewinn wenn man bei der Stadtverwaltung die Bierwerbung unterlassen würde: Die Stadt könnte sich die Werbeausgaben für die Brauereien einerseits und einige Sozialausgaben andererseits ersparen.
Ich würde mir wünschen dass Autofahrer, wenn sie in Zukunft um den besagten Kreisel fahren Slogans wie etwa “Stadt der Nachhaltigkei” oder “Stadt der Kultur” zu sehen bekommen - das wirkt auf Dauer viel Sympathischer!
Quelle: Statistik Bayern https://www.statistik.bayern.de/statistikkommunal/09189155.pdf

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